Eine gestörte Pullfunktion des Gehirns - die unerkannte Hauptursache für Übergewicht!
Wenn Energie knapp wird, dann zieht das Gehirn den Zucker (die Energie) aus dem Blut an (Pullfunktion). Die Pullfunktion ist extrem wichtig für unseren Körper. Verliert der Körper die Pullfunktion, dann kommt es zu einem ständigen Energienotstand im Gehirn. Das Gehirn reagiert darauf mit Hungersignalen. Ein eindeutiges Anzeichen einer vorliegenden Pullfunktionsstörung ist zum Beispiel, wenn wir nachts aufwachen, nicht mehr schlafen können und in einem sehr fortgeschrittenen Stadium vielleicht sogar etwas essen müssen. Das Gehirn reagiert auf eine unzureichende Energieversorgung mit Stress. Bei Stress wird immer Cortisol ausgeschüttet und mit einer hohen Cortisolkonzentration im Blut wachen wir auf.
Ist die Pullfunktion gestört, ist das Gehirn auch nicht mehr in der Lage, dem Körper den Auftrag zu geben, Energie aus den Speicherorganen freizusetzen. Wir wollen dann immer mehr essen. Heißhunger auf Süßes und ein Unterzuckerungsgefühl (Zittrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, weiche Knie, Heißhunger auf Schokolade und Kohlenhydrate, Unruhe, Nervosität, Konzentrationsstörung, blasse Hautfarbe, kalter Schweiß) sind neben Durchschlafstörungen weitere eindeutige Indikatoren für eine gestörte Pullfunktion des Gehirns. Das Gehirn bekommt nicht mehr ausreichend Energie, auch wenn eigentlich genug im Blut ist und gibt ständig das Signal zum Essen. Folgen wir diesem Signal und essen dann mehr, machen wir es nicht besser, sondern nur noch schlimmer. Die Pullfunktion verschwindet ganz und wir werden dicker und dicker - Adipositas entsteht.
Selfish Brain Konzept
Das Selfish Brain Konzept beschäftigt sich mit dem Umstand, dass das Gehirn als einziges Organ unseres Körpers in der Lage ist, Energie vorrangig für sich aus dem Körper zu ziehen (pull). Das Gehirn handelt damit selbstsüchtig/egoistisch („selfish“). Dies hat einen guten Grund, denn unsere Steuerungszentrale muss immer funktionieren und ist unser wichtigstes Organ. Das Selfish Brain Konzept liefert völlig neuartige Erkenntnisse für das entstehen von Adipositas und Übergewicht. Durch das Selfish Brain Konzept wird erstmals in jüngster Zeit dem Umstand Rechnung getragen, dass das Gehirn neben den normalen Funktionen zur Steuerung der kognitiven Fähigkeiten und Motorik des Menschen auch den Energiestoffwechsel steuert. Diesem Aspekt kam lange keine Bedeutung zu. Die Wissenschaft ging bislang immer davon aus, dass Gehirn, Muskeln und andere Organe mit einer parallelen Energieverteilung versorgt werden. Doch hier liegt nicht ein Regelkreislauf vor, sondern zwei verschiedene, welche der Kontrolle des Hypothalamus unterliegen. Der Hypothalamus ist eine Region des oberen Hirnstamms.
Die Ursachen
Die Ursachen für eine gestörte Pullfunktion sind eine hohe Mahlzeitenfrequenz und der Verzehr von viel zu vielen Lebensmitteln mit einer hohen Energiedichte. Auch Langzeitstress kann für das Verlorengehen der Pullfunktion verantwortlich sein. Kurzzeitiger Stress ist für den Körper kein Problem. Langzeitstress hingegen führt zu verschiedenen Erkrankungen. Wir alle leben heute in einem Überangebot an hochkalorischen Lebensmitteln, die eine unnatürliche Energiedichte aufweisen und wir erleben jeden Tag Stress, der uns krank macht. Stress hateigentlich eine gute Funktion für unseren Körper. Er macht uns flucht- und kampfbereit. Stress bedeutet für den Körper aber auch Schwerarbeit. Kurzeitige Stresssituationen, wie sie unsere Vorfahren in der Steinzeit erlebten, wenn sie auf der Flucht vor einem Säbelzahntiger waren, sind kein Problem. Sitzt der Säbelzahntiger jetzt aber heute jeden Tag im Nachbarbüro in Form eines unangenehmen Vorgesetzten, so steht unser Körper den ganzen Tag unter Stress. Ein Zustand, der ihn schwer belastet und krank macht.
Sehr viele Menschen leiden heute an einer gestörten Pullfunktion ohne es zu wissen. Beobachte deinen Körper. Hast du Symptome, wie oben beschrieben? Dann liegt bei dir vielleicht auch eine Pullfunktionsstörung vor und das könnte die Ursache für dein Übergewicht sein.
Bei der Brain-Pullfunktion wird Energie (Glukose) ohne Insulin ins Gehirn über die Blut-Hirn-Schranke befördert. Geht die Pullfunktion verloren, verändern sich Rezeptoren im Gehirn und es werden vermehrt insulinabhängige Rezeptoren gebildet und eingebaut, die dort nicht hin gehören. Zucker (Energie) kann nur mehr über die Puschfunktion des Insulins in das Gehirn gelangen. Die Folge ist eine Veränderung der gesamten Physiologie. Dadurch kann es zu einer genetischen Unterversorgung im Gehirn kommen. Dies löst kleine Entzündungen im Gehirn aus, die wiederum zu Alzheimer führen können.
Eine nicht mehr vorhandene Pullfunktion kann mit anderen Faktoren in der Folge auch zu schweren neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer (=Diabetes Typ 3) führen, in jedem Fall aber zu Übergewicht.
Mit der Ketogenen Ernährung kannst du deinem Gehirn die verlorene Pullfunktion wieder zurück geben
Die Ketogene Ernährung ist das entscheidende Werkzeug dafür! In der Ketogenen Ernährung hat das Gehirn neben Glucose auch Ketonkörper zur Verfügung – eine lange speicherbare Energiequelle, die lange verfügbar ist – viel länger als Glucose. Die Ketonkörper sind die eigentliche Energie, die das Gehirn neben ein paar Kohlenhydraten benötigt, um eine funktionierende Pullfunktion aufrecht zu erhalten. Die Ketone sind in der Lage eine gestörte Pullfunkion wieder herzustellen.
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Professor Dr. med. Achim Peters ist Hirnforscher, Endokrinologe und Diabetologe. Er leitet die interdisziplinäre Forschergruppe „Selfish Brain: Gehirnglucose und metabolisches Syndrom“ an der Universität Lübeck. 2011 erschien sein Bestseller "Das egoistische Gehirn".